Ortsteil Amperpettenbach

Amper­pet­ten­bach ist erst seit der kom­mu­nalen Neuord­nung in Bay­ern zum 1. Jan­u­ar 1972 ein Ort­steil der Gemeinde Haimhausen. Bis 1971 war Amper­pet­ten­bach eine eigen­ständi­ge Gemeinde. Amper­pet­ten­bach wurde mit den Gemein­de­teilen Hör­gen­bach, Obern­dorf und Wes­t­en­dorf damals nach Haimhausen einge­mein­det. Die Ort­steile Gänsstall und Sulzrain wur­den nach Hebertshausen umgegliedert.

Der Ort wird 772 als Pet­inpah urkundlich erwäh­nt. Der Name des Ortes leit­et sich aus dem Althochdeutschen ab und bedeutet Sied­lung am Bach des Pet­to. Erst seit dem 18. Jahrhun­dert ist der Name Amper­pet­ten­bach in Ver­wen­dung zur Unter­schei­dung vom unweit liegen­den Lan­gen­pet­ten­bach bei Markt Indersdorf.

An Amper­pet­ten­bachs Geschichte erin­nern im Heimat­mu­se­um unter anderem 2 Amtsmedaillen. Sie zeigen auf der Vorder­seite ein Por­trait des let­zten Bay­erischen Königs Lud­wig III., der von 1913 bis 1918 regierte. Damit fall­en die Medaillen in die Amt­szeit des Bürg­er­meis­ters F.X. Past aus West­ern­dorf, dessen Amt­szeit von 1906 bis 1919 dauerte.

Trickreiches Kindermöbel

Vom Ein­fall­sre­ich­tum und der Kreativ­ität der Nachkriegszeit zeugt ein Möbel­stück, das seit Ende Jan­u­ar 2019 im Heimat­mu­se­um ste­ht. Er stammt aus dem Besitz von Frau Feir­er. Der Stuhl wurde ca. 1948 entwed­er von ihrem Vater oder ihrem Onkel (Schrein­er in Otter­shausen) selb­st gebaut. Der Clou ist seine Wand­lungs­fähigkeit. Man kann ihn entwed­er als Hochstuhl oder als Kinder­stuhl mit großem Tisch ver­wen­den, indem man nur die Scharniere anders klappt. Als Kinder­stuhl hat er sog­ar Rollen, so dass die Kleinen immer unkom­pliziert in Mamas Reich­weite sitzen kon­nten. In der Sitzfläche war ein ent­nehm­bar­er Deck­el, unter den man das Töpfchen stellen kon­nte, dies wurde jedoch später dauer­haft ver­schlossen. Drei Gen­er­a­tio­nen Kinder hat der Stuhl bis jet­zt schad­los über­standen, vielle­icht kom­men ja noch weit­ere dazu. Ich wage zu bezweifeln, dass heutige Kin­der­mö­bel nach 70 Jahren auch noch so gut aussehen.

Vie­len Dank an Frau Feir­er für diese inter­es­sante Leihgabe.

 

Die königlich bayerische Post

Bevor Bay­ern am 1. Jan­u­ar 1806 Kön­i­gre­ich wurde, war die Post mit dem Namen Thurn und Taxis ver­bun­den. Die Fam­i­lie aus Regens­burg hat­te zahlre­iche Post­sta­tio­nen im gesamten Deutschen Reich instal­liert und so die Postzustel­lung rev­o­lu­tion­iert. An den Post­sta­tio­nen kon­nten die Pferde und Reit­er gewech­selt wer­den, was die Laufzeit der Nachricht­en sehr verkürzte. Einzelne Routen betrieben die Bay­erischen Kur­fürsten aber nach diesem Vor­bild auch selbst.

Der Kaiser Leopold I. erneuerte 1658 den Ver­trag mit den Thurn und Taxis und es wur­den neue Boten­lin­ien und das Taxiss­che Reichs-Post­amt in München gegrün­det. Kur­fürst Max Emanuel von Bay­ern ernan­nte jedoch gegen den Willen des Kaisers den Grafen Franz Fer­di­nand von und zu Haimhausen zum Gen­er­al-Post­meis­ter in Bay­ern. Erst als der Kaiser dro­hte „seinen Erb­land­spost­meis­ter zu ent­lassen, die Lan­desposten aufzuheben und durchge­hend nur die Reich­spost zuzu­lassen, als­dann des Grafen Haimhausens Lehns­güter in Böh­men einzuziehen“, gab Max­i­m­il­ian nach, Thurn und Taxis blieb im Lande aktiv. Im Jahre 1784 wurde zwis­chen dem Kur­fürsten Karl Theodor von Bay­ern und dem Fürsten Karl Anselm von Thurn und Taxis eine Übereinkun­ft geschlossen und 15 Jahre später erneuert.

Durch den Reichs­dep­u­ta­tion­shauptschluss vom 25. Feb­ru­ar 1803 wurde zwar Thurn und Taxis in seinen Postrecht­en bestätigt. Der Kaiser hat­te jedoch viel von sein­er Macht ver­loren und Taxis ver­suchte sich durch Verträge abzu­sich­ern. Der Ver­trag mit Bay­ern wurde 1804 auf zehn Jahre abgeschlossen. Der Ver­trag wurde aber nicht einge­hal­ten. Am 20. Dezem­ber 1805 wur­den die Post­beamten auf den Kur­fürsten verpflichtet, an den Posthäusern die Hoheit­sze­ichen der Reich­spost abgenom­men und das kur­fürstliche Wap­pen ange­bracht. Der Kur­fürst von Bay­ern nahm die Post in Staatsbesitz.

Am 1. März 1808 wurde der Fürst von Thurn und Taxis abge­fun­den, die Post zu ein­er Staat­sanstalt erk­lärt und in eigene Ver­wal­tung genom­men. Auch als Teil des Deutschen Reich­es ab 1871 blieb die kgl. Bay­er. Post eigen­ständig. Erst nach dem Zusam­men­bruch des Kaiser­re­ich­es im 1. Weltkrieg kam es 1920 zu ein­er Abtre­tung des Post- und Telegraphen­we­sens an das Reich.

Seit der Pos­tord­nung vom 1. April 1920 gab es nur noch eine Reich­spostver­wal­tung. In München wurde jedoch eine Abt. München des Reich­spost­min­is­teri­ums ein­gerichtet, die die inneren Angele­gen­heit­en der bay­erischen Ober­post­di­rek­tio­nen regelte. Am 1. Jan­u­ar 1922 wurde die Pos­tord­nung Bay­erns endgültig der des Reich­es angeglichen.

Der Land­briefkas­ten in unserem Muse­um erin­nert mit seinem weiß-blauen Raut­en­muster an diese Eigen­ständigkeit der Bay­erischen Post.

Vereine

Was wäre das Dorf ohne seine Vere­ine? Sie bilden eine Grund­lage für die Dor­fge­mein­schaft, die Mit­glieder unter­stützen einan­der in allen möglichen Din­gen, und die Vere­in­ster­mine bieten eine zeitliche Grund­struk­tur, man kann sich stets auf die näch­ste Ver­anstal­tung freuen. Empfänge, Konz­erte, Feste, Sportver­anstal­tun­gen… für jung und alt ist genug geboten. Man fühlt sich mit dem Vere­in und damit mit dem Dorf verbunden.

Am 1. Dezem­ber 1882 meldete die Gemein­de­v­er­wal­tung Haimhausen vier Vere­ine an das königliche Bezirk­samt Dachau.

 NameZweckGrün­dungs­jahrMit­glieder
1Krieger und Vet­er­a­nen VereinHebung der mil­itärischen Gesinnung
Liebe für König und Vaterland
187198
2Frei­willige Feuer­wehr HaimhausenHil­fe bei aus­ge­broch­enen Feuer187168
3Frei­willige Feuer­wehr OttershausenHil­fe bei aus­ge­broch­enen Feuer187636
4Zim­mer­stutzen SchützengesellschaftÜbung im Schießen18789

Bis heute kamen noch einige dazu, z.B. Sportvere­in, Musikkapelle, Kul­turkreis, Nachbarschaftshilfe…

Um sich zu präsen­tieren, aber auch um sofort erkan­nt zu wer­den, z.B. bei Fes­tumzü­gen, beka­men viele Vere­ine bere­its bei ihrer Grün­dung eine Fahne, oft von den Ehe­frauen der Mit­glieder in stun­den­langer Han­dar­beit mühevoll bestickt.

Im Heimat­mu­se­um Haimhausen hängt seit diesem Som­mer die alte Fahne der frei­willi­gen Feuer­wehr Otter­shausen. Diese wurde 1876 gegrün­det, ging aber später in der Frei­willi­gen Feuer­wehr Haimhausen auf. Die Fahne hing bis zu ihrer Schließung in der Gast­stätte Marien­müh­le in Ottershausen.

Indianer im Dachauer Land?

Als kür­zlich eine Kinder­garten­gruppe das Heimat­mu­se­um besuchte, kam die Frage auf, was dies für ein selt­sames Gebilde sei. Wie aus der Pis­tole geschossen kam die Antwort: „Ein Tipi!“
Ein Tipi? Hier im Dachauer Land? Gab es hier wirk­lich Indianer?
Auf den zweit­en Blick wurde klar, die Form stimmt, aber son­st? Zum einen ist das Ding zu klein, um darin zu wohnen, die schützende Stoff- oder Fell­hülle fehlt auch und die komis­chen Stan­gen, die nach unten in der Mitte zusam­men­laufen, lassen einem Men­schen eigentlich keinen Platz.
Nach einigem Rät­sel­rat­en die Aufk­lärung. Es ist eine Heuheinze. Anders als heute, wo man das Heu in große Ballen gepresst und in weiße Folie ver­packt auf den Feldern liegen sieht, musste das Heu früher von Hand mit der Heuga­bel auf die Heinzen gehängt wer­den, um es zu trock­nen. Anschließend wurde es zusam­menge­bun­den und für den Win­ter in die Sche­une eingelagert.
Anhand von alten Fotografien in Büch­ern und einem Gemälde, das im Muse­ums­de­pot lagert, beka­men die Kinder eine Vorstel­lung davon, wie dies früher aus­ge­se­hen hat. Da kon­nten sich dann auch einige Kinder erin­nern, „sowas“ schon mal in den Bergen in Öster­re­ich oder Südtirol gese­hen zu haben.

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